Seit wann es in Parchen ein Gut gibt, ist unbekannt. Allerdings wird schon 1276 ein Ritter Rembert als Burgvogt auf einer um 1220 errichteten Burg erwähnt. Nach mehreren Eigentumswechseln erwarb 1472 Kurt von Byern die Reste der inzwischen zerstörten Burg. Mit ihm beginnt die über 400 Jahre währende Geschichte des Rittergutes Byern. Von 1921 bis 1945 was als Enkelin des letzten Byern Frau Eva Maria von Schnehen, geborene von Britzke, auf dem Schloss Parchen Herrin. Mit der 1945 durch die von der sowjetischen Besatzungsmacht angeordneten so genannten Bodenreform wurde das Gut zerschlagen und das Guthaus in kommunale Trägerschaft überführt.
Rudolph Johannes Heinrich von Byern legte 1780 den Grundstein für das heute noch vorhandene Gutshaus. Allerdings entstand damals in dreijähriger Bauzeit ein noch schlichtes eingeschossiges Gebäude, umgeben von einem barocken Park. Nach gut fünfzig Jahren erhielt der Berliner Architekt Friedrich August Stüler den Auftrag zur Erweiterung des Gutshauses, da es während eines Großfeuers, das fast den gesamten Ort zerstört hatte, erhebliche Schäden davongetragen hatte. In den Jahren von 1830 bis 1832 wurde das Gebäude im klassizistischen Stil umgebaut und durch das Aufsetzen eines Ober- und eines Attikageschoss erweitert. Im Anschluss an die Erweiterungsbauten wandelte P. Clausen den barocken Gutspark nach Plänen des bekannten Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné in einen 3,5 Hektar großen Landschaftspark um.
Heute stellt sich das Gebäude, das in den Jahren um 1880 und 1920 nochmals verändert wurde, als schlichter zweieinhalbstöckiger Putzbau dar. Die Vorderfront ist in zwei Außen- und einen Mittelrisalit gegliedert, die nur leicht vorspringen. Das Untergeschoss des Mittelrisalits ist noch einmal um etwa einen Meter vorgezogen, dort ist das rundbogige Portal eingelassen. Über dem Portal verläuft ein Balkon über die Breite von drei Fenstern. Insgesamt ist die Fassade in dreizehn Fensterachsen geteilt. Das Hauptgebäude ist mit einem Walmdach aus Ziegeln gedeckt. An der Westseite des Hauptgebäudes ist ein niedrigerer zweigeschossiger Anbau angefügt, verziert mit einen flachgiebligen Mittelrisaliten. Der Lennésche Landschaftspark ist nur noch rudimentär vorhanden. In den Jahren der DDR-Herrschaft wurde der Westteil des Parks planiert und mit teilweise barackenförmigen Zweckbauten überbaut.
Quellen:
Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Deutscher Kunstverlag, 2002
Von Schlössern und Burgen in Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2000, mdv Mitteldeutscher Verlag,